Dornholzhausen mit den Augen der Maler
Seit der Wende zum 20. Jahrhundert lockte es sporadisch einzelne Maler mit ihren Malutensilien in das im Grünen eingebettete Dornholzhausen zu Füßen des Taunus. Doch zu einer Malerkolonie wie im nahen Kronberg sollte es nie kommen, obgleich sich hier für einige Zeit ein Malerpaar niederließ. Neben der Ruhe, die der Ort abseits städtischer Hektik und des Kunstbetriebs, ausstrahlte, war es vor allem die Nähe zur Natur, die Schönheit der sich bis zum Waldesrand erstreckenden Wiesen, der Felder, der Bäche und Teiche, die die Maler für sich entdeckten. Und, noch vor dem Dorfeingang, eindrucksvoll der Anblick des markanten Kirchturms, unter dem sich die Häuser duckten. All dies und andere Motive des Ortes und seiner Umgebung hielten sie in Bildern, Zeichnungen und Skizzen fest, von denen einige zu uns gelangt sind.
Carl Streit, Blick auf Dornholzhausen, 1916
Möglich, dass es Carl Streit (1852-1925) war, der als erster Maler die Schönheit der Natur rund
um das einstige Dorf Dornholzhausen erkannte. Nach dem Studium an der Städelschule, ausgedehnten Studienreisen und lange Zeit tätig als Dekorationsmaler war der aus Frankfurt stammende Streit
erst Mitte der 1890er Jahre zur Landschaftsmalerei gekommen. Zuletzt hatte er sich für kurze Zeit bei dem Frankfurter Landschaftsmaler Heinrich Hoffmann weitergebildet und war durch ihn mit der
Kunst und Auffassung der Kronberger Künstler in nähere Berührung gekommen. Seine besondere Vorliebe galt der heimatlichen Umgebung, der vielfältigen Landschaft des Taunus, der Nidda, des
Odenwaldes, Oberhessens und der Rhön, die er in einer Reihe von qualitätvollen Bildern naturnah darstellte.
Einer seiner Streifzüge führte ihn nach Oberursel und Dornholzhausen, das von Äckern, Feldern, Wiesen und Obstbäumen dicht
umschlossen war. Auf dem 1916 entstandenen Gemälde erblickt der Betrachter hinter einem Bachlauf, an dem eine Erle in die Höhe ragt, ein flirrendes
weißes Blütenmeer, in dem das Dorf mitsamt seiner Kirche im Frühjahr zu versinken scheint; in der Ferne die Hügelkette des Taunus.
Dem satten Grün in allen seinen Schattierungen begegnet man auch in anderen Werken Streits. Davon geprägt ist ebenso ein Gemälde, das Dornholzhausen in herbstlicher Stimmung zeigt. Es wurde zusammen mit dem abgebildeten Frühlingsbild 2003 vom Museum Gotisches Haus erworben. Streit war die Gegend vertraut, er hatte sie offenbar bereits zuvor erkundet. Im Katalog der 10. "Jahresausstellung der Frankfurter Künstler" von 1908 wird ein Werk von seiner Hand mit dem Titel "Am Bach bei Dornholzhausen" aufgeführt. Der Verbleib des Bildes ist unbekannt.
Karl Trinkewitz, Blick auf Dornholzhausen, 1925
Nach einer Ausbildung zum Dekorationsmaler und Studien an der 1878 gegründeten Frankfurter Kunstgewerbeschule richtete Karl Trinkewitz (1891-1961) nach dem Ersten Weltkrieg in Bad Homburg ein Atelier ein. Hier, in seiner Geburtsstadt, und bei ausgedehnten Streifzügen durch die Umgebung fand er seine Motive. Die Hauptquelle seiner Inspiration bildete der vielfältige Landschaftsraum des Taunus. Sein umfangreiches Oeuvre umfasst Landschaftsbilder, Ansichten seiner Heimatstadt und des imposanten Schlosses, aber auch Stillleben und Porträts. Zu seinen Werken gehört auch eine großformatige Selbstdarstellung, die ihn in einem langen weißen Malerkittel zeigt. Trinkewitz war Mitglied der traditionsreichen "Frankfurter Künstlergesellschaft". In den Zwanziger und frühen 1930er Jahren stellte er nicht nur in Homburg aus, sondern gemeinsam mit seinem Homburger Kollegen Carl Stolz mehrfach auch in Wiesbaden. Nach dem Krieg gehörte er dem 1948 gegründeten "Künstlerbund Taunus" an, an dessen seit 1950 stattfindenden Jahresausstellungen in Oberursel, später im Homburger Kurhaus, er sich eifrig beteiligte. Regelmäßig berichtete darüber die Presse, auch über Trinkewitz, dessen solide Arbeiten geschätzt wurden.
Den besten Blick auf Dornholzhausen hatte, wer von Homburg her kam. Er richtete sich auf das vertraute Bild von Kirche und Häusergruppe. Mehrfach hat Trinkewitz das reizvolle Motiv bearbeitet, und auch andere Maler fühlten sich davon angezogen. Das Gebiet östlich von Dornholzhausen wurde, wie auf dem signierten und datierten Gemälde zu sehen, vor rund einhundert Jahren landwirtschaftlich genutzt.
Heinz Woelcke,
Die Braumannswiesen in Dornholzhausen, 1920er Jahre
Ausgebildet an der Städel-Schule, erwarb sich der in Frankfurt geborene Heinz Woelcke (1888-1963) schon in jungen Jahren den Ruf eines begabten Landschaftsmalers. Sein Lehrer, der Leiter der Landscaftsklasse Andreas Egersdörfer aus München, hatte ihn an eine impressionistisch beeinflusste Malweise herangeführt, an der Woelcke sich zeitlebens mit einer eigenen, lockeren Handschrift orientierte. Nach dem Ersten Weltkrieg, an dem er als Flieger im Osten teilnahm, heiratete er um 1920 die jüdische Malerin Martha Ravenstein und verbrachte mit ihr zehn Jahre in der Stille es einstigen Dorfes Dornholzhausen vor den Toren Bad Homburgs, ohne jedoch die Verbindung zu Frankfurt und den Künstlerkreisen aufzugeben. Vorrangig widmete sich Woelcke in dieser Zeit den Themen seines ländlichen Umfelds und dem reich gegliederten Landschaftsraum des Taunus. "Woelcke war von der Natur geradezu besessen", wusste ein Freund zu berichten. Doch reizten ihn städtische Motive wie Straßen -, Variété- und Jahrmarktszenen ebenso wie die Beschäftigung mit Kinderbildnissen, Damenporträts oder Stilleben - Genres, die sein Bildspektrum erweiterten. Seine Arbeiten pflegte er in Frankfurt, im Homburger Kurhaus und anderen Orten auszustellen. Als nach der Rückkehr von einer 1928 unternommenen Kunstreise nach Italien die große Ausstellung des Frankfurter Kunstvereins "Hundert Jahre Frankfurter Kunst 1832-1932" stattfand, war Woelcke dort mit einem Landschaftsgemälde vertreten. Es war die letzte Schau, an der er vor dem Krieg teilnahm und zugleich das Ende einer produktiven, künstlerisch reichen Schaffensphase.
Gleich zu Beginn des Machtantritts der Nationalsozialisten in Frankfurt wurden Bilder nicht genehmer Künstler rigoros vernichtet, darunter auch Bilder von Martha Woelcke. Woelcke selbst dokumentierte seine scharfe Ablehnung des Systems durch das 1933 entstandene Gemälde "Bücherverbrennung auf dem Römerberg". Trotz mehrfacher Beanstandungen seitens des Ortsgruppenleiters war er nicht dazu zu bewegen, sich von seiner jüdischen Frau zu trennen. Es wurde ihm verwehrt, seine Bilder auszustellen, zudem verlor er seine Mitgliedschaft in der "Frankfurter Künstlergesellschaft". Im Abseits, in der Arbeit eingeschränkt, ohne Ausstellungen, ohne Aufträge - eine deprimierende Lage, die ihren Tiefpunkt mit dem Tod seiner Frau in Auschwitz 1944 erreichte. Woelcke, ein Einzelgänger, unternahm Streifzüge durch die Natur und ließ sich von Reisen in unbekannte Landstriche inspirieren, wovon zahlreiche Aquarelle, Bleistift- und Kohlezeichnungen sowie Landschaftsskizzen zeugen.
Erst durch den 1948 gegründeten "Künstlerbund Taunus" bot sich ihm wieder ein wirksames Forum und Aktionsfeld. Dank der jährlichen Ausstellungen des Bündnisses wurde er wieder wahrgenommen und war geschätzt. An die Qualität der Vorkriegsbilder aber reichte Woelcke künstlerisch nicht mehr heran. Nach seinem Tod geriet er schnell in Vergessenheit. Erst als man zu Beginn des 21. Jahrhunderts wieder auf ihn aufmerksam wurde und 2016 ein Katalog mit einer Auswahl seiner Werke erschien, kehrte er allmählich ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zurück.
Die Abbildung zeigt eine Partie am Eingang zu den "Braumannswiesen" in Dornholzhausen und belegt mit Farbe, Licht und sommerlicher Stimmung Woelckes impressionistische Neigung. Wahrscheinlich entstand das Bild in den 1920er Jahren, als er dort mit seiner Frau lebte, in unmittelbarer Nähe des sich weit erstreckenden Wiesengeländes.
Der Forellenteich in Dornholzhausen, um 1930
Anders als seine Kollegen Streit und Trinkewitz erhielt der in Frankfurt geborene Carl Stolz (1894-1978), der mit 10 Jahren nach Homburg kam, seine Ausbildung nicht in seiner Heimat, sondern an der Großherzoglich-Sächsischen Kunstschule in Weimar. Deren Direktor war seit 1910 Fritz Mackensen. Als Mitbegründer der Worpsweder Künstlerkolonie besaß für Mackensen die Freilichtmalerei eine wesentliche Bedeutung. Den Schwerpunkt bildete daher in Weimar die Landschaftsmalerei. Zweifellos wurde Stolz davon geprägt. Nach seinem Studium ließ er sich 1920 in Bad Homburg nieder und widmete sich in produktiver Arbeit den Themen seiner Heimat. Neben ansprechenden, impressionistisch beeinflussten Landschaftsbildern befasste er sich auch mit Interieurs , häuslichen Szenen, Motiven der Kurstadt und immer wieder Stadtansichten und Porträts. Das Homburger Museum Gotisches Haus bewahrt neben einem Selbstporträt ein eindrucksvolles allegorisches Gemälde aus seiner frühen, Weimar verhafteten Schaffenszeit. Mit dem alten Thema der Kunstgeschichte "Die vier Lebensalter" nimmt es einen singulären Platz in seinem Oeuvre ein und zeigt das große künstlerische Potential, das in ihm steckte. Gemeinsam mit Trinkewitz, Mitglied der "Frankfurter Künstlergesellschaft" wie er selbst, stellte Stolz in Frankfurt, oft in Bad Homburg und anderen Orten aus. Zudem beschickte er mehrere Gauausstellungen und 1939 die Große Deutsche Kunstausstellung in München. In dieser Zeit wirkte er auch als Wandmaler. Eine Besonderheit stellen die zahlreichen Kinderbildnisse dar - überwiegend Auftragsbilder von Familien der Kurstadt. Nach dem Krieg war Stolz 1948 maßgeblich an der Gründung des "Künstlerbund Taunus" beteiligt, viele Jahre dessen Erster Vorsitzender und die treibende Kraft. Die Jahresausstellungen des Künstlerbundes fanden großen Widerhall und waren als Verkaufsausstellungen extrem wichtig für viele durch den Krieg aus der Bahn geworfene Künstler.
Das sonnendurhflutete Gemälde des als Freibad genutzten Forellenteichs in Dornholzhausen aus den 1930er Jahren zeichnet sich durch starke Effekte von Licht, von schattigen Partien und leuchtenden Farben aus. Von seiner Vorliebe für impressionistisch wirkende Bilder, wie sie in vielen Werken vorherrscht, wandte sich Stolz jedoch allmählich ab, um einer schlichteren, eher konventionellen Malweise zu weichen. Mit diesem Bruch in seinem Oeuvre befasste sich 2019 eine Ausstellung von frühen Werken des Künstlers in Bad Homburg.
Zu seinem Schaffen aus der Vorkriegszeit gehört auch das qualitätvolle Gemälde der winterlichen Braumannswiesen in Dornholzhausen, dessen Entstehung in das Jahr 1935 fällt.
Die winterlichen Braumannswiesen, 1935
Edmund Gogel
Edmund Gogel (1840-1901) stammte aus einer einst sehr vermögenden alten Frankfurter Handelsfamilie. Als im späten 19. Jahrhundert das Unternehmen in eine Schieflage geriet, zog er sich von Geschäftsleben zurück und nahm 1883 seinen Wohnsitz in Homburg. In der Kurstadt verbrachte er seine letzten Jahre, um sich ganz seiner ausgeprägten Neigung, dem Zeichnen, zu widmen. Etwa 600 Einzelblätter, Aquarelle und Skizzenbücher von seiner Hand sind seit 1918 im Besitz der Stadt Bad Homburg und werden im Städtischen historischen Museum als ein ganz besonderer Schatz bewahrt.
Edmund Gogel, Bäuerin vor dem Friedenstein in Dornholzhausen. Feder/Buntstift, um 1896, Museum Gotisches Haus, Bad Homburg.
Edmund Gogel, der Sohn einer reichbegüterten, alten und angesehenen Frankfurter Handelsfamilie hatte sich die Zeichenkunst ohne eigentlichen Lehrer nach und nach selbst angeeignet. Nach seinem Rückzug aus dem Geschäftsleben zog er 1883 nach Homburg, wo er sich im renommierten „Hotel Goldener Adler“ einquartierte, um sich in seiner letzten Lebensphase ganz dem Zeichnen zu widmen. Als Arbeitsmaterial dienten ihm die Rückseiten der täglichen Menükarten seines Hotels. In einer Fülle von kolorierten Stift- und Federzeichnungen, Aquarellen und Skizzen brachte er Motive der aufstrebenden Kurstadt zu Papier. Dabei zeigte Gogel ein besonderes Gespür für das Treiben der Menschen mit ihren Eigenheiten, mit Mängeln und liebenswerten Schwächen und hielt sie, oft voller Humor und Komik, in lebensvollen Zeichnungen fest. Dazu zählte der elegante Kurgast ebenso wie Dienstmädchen, Kofferträger, Kellner oder der Gärtner Brusino und natürlich auch die Bürger der Stadt. Seine Arbeiten, die er später zart mit Buntstiften ausmalte, geben Einblick in die Lebensweise und Atmosphäre der mondänen Kurstadt um die Wende zum 20. Jahrhundert.
Bei seinen Streifzügen durch die Umgebung suchte Gogel des öfteren auch das ländliche Dornholzhausen auf und zählte wohl zu den ersten, die den Ort künstlerisch erfassten. Dabei nahm er einzelne Lokalitäten des Dorfes und seines unmittelbaren Umfelds ebenso in den Blick
– den Friedhof, das Kriegerdenkmal, den Forellenteich mit der Pappdeckelmühle, das Gotische Haus, die Buschwiesen – wie den Alltag der Dorfbewohner. Unter seinen Arbeiten findet sich auch die Zeichnung einer Bäuerin aus dem bitterarmen Hintertaunus vor dem 1896 errichteten Friedenstein, dem späteren Kriegerdenkmal. Es waren Bauersfrauen, die sich bei Wind und Wetter noch vor Tag zu Fuß aufmachten, um frische Waren – Butter, Eier, Gemüse
und handwerkliche Produkte, die sie in ihrer Kiepe auf dem Rücken trugen – in den Ortschaften „vor der Höhe“ zu verkaufen und noch am selben Tag den langen Weg zurückzulaufen zu ihrem kargen Zuhause. Die Zeichnung befindet sich auf der Rückseite einer Menükarte von Gogels
Hotel und ist auf den 18. August 1896 datiert. Zum gewohnten Dorfbild von Dornholzhausen zählte auch der langjährige Orts- und Gemeindediener Daniel Bertalot. Der kleine, altersgraue Mann in der langen Amtskleidung mit der Glocke unterm Arm pflegte mit tiefer, wohltönender Stimme die neusten amtlichen Mitteilungen zu verkünden. Er war eines der ältesten Mitglieder des „Gesangvereins Liederkranz 1840 Dornholzhausen e.V.“, dessen „Basses Urgewalt bei manchem Feste schon erschallt“ und bekannt und beliebt im weiten Umkreis.
Edmund Gogel, Der Ortsdiener von Dornholzhausen,
Daniel Bertalot
Feder/Buntstift, um 1897, Museum Gotisches Haus, Bad Homburg
Ausstellungen:
Vom 30. 6. bis 15. 10. 1991 fand unter dem Titel „...mit liebevoller Hingebung. Der Zeichner Edmund Gogel sieht Homburg“ eine Ausstellung im Museum Gotisches Haus in
Bad Homburg statt.
Literatur: Wilhelm Jung, Die Frankfurter Familie Gogel 1576-1918, Frankfurt a. M. 1920; Roswitha Mattausch-Schirmbeck, „... mit liebevoller Hingebung. Der Zeichner Edmund Gogel sieht Homburg“. Rede zur Ausstellungseröffnung am 30. Juni 1991, in: Alt-Homburg, Jg. 34, H. 8 (1991), S 9-13; Ismene Deter, Unterwegs mit Stift und Staffelei. Maler in Dornholzhausen, in: Dornholzhausen... aus unserer Geschichte, H. 1(2004), S. 10-19.
Nachschlagewerke:
Heinrich Weizsäcker, Albert Dessoff, Kunst und Künstler in Frankfurt am Main im 19. Jahrhundert, Frankfurt a.M. 1909.
Martha Woelcke, Fingerhut, o.J.
Bildquelle: Museum Gotisches Haus Bad Homburg
Martha Woelcke
Auch die Malerin Martha Woelcke (1884-1944), die aus einer wohnsituierten jüdischen Frankfurter Familie stammte, erfuhr ihre Ausbildung an der Städelschule. Als Martha Ravenstein, dem Namen ihres ersten Ehemannes, des Malers und Architekten Friedrich August Ravenstein, mit dem sie zwei Kinder hatte, machte sie seit etwa 1909 in Ausstellungen zumeist in Frankfurt auf sich aufmerksam. In zweiter Ehe heiratete sie den Maler Heinz Woelcke und übersiedelte mit ihm 1920 nach Dornholzhausen, wo sie, die der Freireligiösen Gemeinde Frankfurt angehörte, 1928 der evangelischen Kirche beitrat.
Martha Woelcke hat sich allen Gattungen - Landschaften, Natur- und Genrestücken wie auch Porträts und Akten - gewidmet. Einen Namen erwarb sie sich jedoch mit Blumenbildern und Stillleben. Hierbei kamen ihr sensibles Farbempfinden und ihr Sinn für Harmonie besonders zur Geltung. Gut möglich, dass sich in diesem Genre der Einfluss der Stilllebenmalerin Johanna Otto niederschlug, bei der sie sich in Rom fortbildete. Nach einer produktiven Schaffensphase hatte sie 1929 eine Einzelausstellung in einer für die Moderne besonders aufgeschlossenen Galerie in Paris und präsentierte sich 1930 gemeinsam mit ihrem Mann in einer Frankfurter Schau anlässlich des hundertjährigen Bestehens des Frankfurter Kunstvereins.
Als auf dem Höhepunkt ihres Schaffens die Nationalsozialisten rigoros gegen solche Künstler vorgingen, die ihnen ein Dorn im Auge waren, wurden Bilder Martha Woelckes, die die Stadt Frankfurt zuvor von ihr erworben hatte, "im Zuge der ersten Bücherverbrennungen sogleich noch im Jahre 1933 vernichtet" und ihre Karriere jäh gestoppt. Sie ließ sich jedoch vom Malen nicht abbringen, wenngleich ein Malen unter fragwürdigen Umständen: In der Arbeit behindert, künstlerisch isoliert und existenziell latent gefährdet. Ein Brief von 1941 an ihre Schwiegertochter hält die damalige Lage fest: "Bei uns wird viel gemalt Heinz ... hat verschiedene Schneelandschaften fertig. Ich habe ein Apfelstilleben gemalt, etwas ganz Ungewohntes ... Wir bekommen nur sehr schwer die nötigen Malsachen." In der Progromnacht 1938 wurde in Falkenstein das kleine Haus der Woelckes mit Steinen beworfen. Schließlich holten fünf Jahre später die Nationalsozalisten die Künstlerin in Abwesenheit ihres Mannes ab, um sie zu deportieren. Sie starb 1944 in Auschwitz an den Folgen der Haftbedingungen.
Nur Weniges hat sich von Martha Woelckes Werk erhalten. Vom unter dem Namen Martha Ravenstein geschaffenen Frühwerk scheint kaum eines überliefert zu sein. Und auch von den in den 1920er Jahren entstandenen, durch Ausstellungen bekannt gewordenen Gemälden sind große Teile offenbar vernichtet, dem Krieg zum Opfer gefallen und verloren. Aus der Zeit nach 1933 kennen wir nur ein einziges Gemälde von ihr, es ist in privater Hand. Ebenso stammen alle wieder aufgetauchten Blumenstücke aus Privatbesitz.
Der erste Ankauf eines Blumenbildes von Martha Woelcke durch das Städtische historische Museum Bad Homburg erfolgte 2017. Mittlerweile befinden sich drei Blumenstücke von ihrer Hand in der städtischen Kunstsammlung, darunter auch das "Fingerhut"- Gemälde. Das Motiv hat die Malerin mehrfach bearbeitet. Durch einen extrem nahen Bildausschnitt verhilft sie der voll erblühten Pflanze mit ihren langen Blättern zu großer dynamischer Wirkung.
Texte: Ismene Deter
Abbildungen: Bei den Abbildungen handelt es sich um Bildzitate als Bestandteil eines lokalhistorischen Beitrags.
Bildquellen/Rechteinhaber
Gogel, Woelcke, Streit: Museum Gotisches Haus Bad Homburg
Trinkewitz Kirchturm: Dr. Wolfgang- und Ismene Deter
Stolz: Privatbesitz
Wir bedanken uns bei den Inhabern der Bildrechte für die Genehmigung zum Abdruck auf unserer Homepage.
Bilder des Dornholzhäuser Künstlers Kuno
Allershausen
Kuno Allershausen wohnt seit über 40 Jahren in Dornholzhausen, weshalb sehr viele seiner Motive auch aus der Umgebung von Dornholzhausen stammen. Nach Beendigung
seiner Berufstätigkeit hat Kuno Allershausen die Malerei als Hobby entdeckt. Er malt vorwiegend mit Acrylfarben, nutzt aber auch Pastellkreiden und Aquarell. Er hat sich bereits an mehreren
Ausstellungen beteiligt. Jedes Jahr produziert Kuno Allershausen mit zwölf seiner Bilder einen Kalender.
Bild links: Güldensöllerweg in der Herbstsonne
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Bild oben: Wanderweg durch die Braumannswiesen in Richtung Herzberg.
Die Rechte der drei hier gezeigten Bilder liegen bei Kuno Allershausen, bei dem wir uns für die Genehmigung zur Veröffentlichung auf dieser Homepage bedanken.
Geschichtskreis Dornholzhausen - c/o Ulrike Koberg Ricarda-Huch-Str. 3 - 61350 Bad Homburg